Meet The Artist: Emily Nicole Tucker
Emily Tucker hat das Set Design für Play Dead entworfen. In unserem Interview wollen wir sie besser kennenlernen – let’s Meet The Artist!
Foto: Alastair Davies
Emily ist Bühnenbildnerin und Produktionsdesignerin und lebt in New York City. Im Frühjahr 2025 wird sie ihren Master of Fine Arts in Design for Stage and Film an der NYU Tisch School of the Arts abschließen. Sie ist Preisträgerin des Concordia University Student Research Award for Sustainability in Theatre und Design-Stipendiatin der Great Plains Theatre Conference. Während ihres Studiums hat Emily neun Kurzfilme, sechs Originalopern für das American Opera Project 2024 Hudson Guild Opera Lab, zwei Theaterstücke und das genreübergreifende „Play Dead“ entworfen.
Zuvor war Emily über ein Jahrzehnt lang als internationale Trapezkünstlerin tätig und trat mit dem Cirque du Soleil, bei Fringe-Festivals, auf Kreuzfahrtschiffen, in Stadien und Theatern sowie im Fernsehen auf. Ihre Zirkuskarriere hat großen Einfluss auf ihre Arbeit als Bühnenbildnerin, in die ihre lebenslange Leidenschaft für transformative Bühnenmagie einfließt.
Emily, bitte erzähl uns etwas über Dich und Deine Arbeitsweise.
Beim Entwerfen des Bühnenbildes versuche ich von einem emotionalen Standpunkt aus zu arbeiten. Wenn es sich um ein Drehbuch handelt, lege ich immer den Fokus darauf herauszufinden, wo die Wendepunkte für die Figuren sind und wie sich das Publikum fühlen soll. Ich bin auch eine unersättliche Forscherin; ich liebe es, mich in suggestiven Bildern zu verlieren, um meine Designarbeit zu untermauern.
Foto: Alastair Davies
Du kommst ursprünglich aus der Zirkuswelt und standst lange Zeit als Artistin auf der Bühne. Wie hat Dich Dein beruflicher Weg zum Bühnenbild geführt?
Einerseits hat es lange gedauert und andererseits fühlt es sich an, als wäre es über Nacht passiert! Ich stand bereits früh auf der Bühne und habe viele Theater- und Tanzaufführungen gesehen, sodass ich immer wieder in die visuellen Aspekte der Aufführungen eintauchen konnte. Mit der Zeit habe ich ein kritisches Auge entwickelt. Als ich dann später auf Tournee war, auftrat und um die Welt reiste, nahm ich meine Kunstsachen mit, damit ich im Hotelzimmer und hinter der Bühne zeichnen, malen oder Collagen gestalten konnte. Mein Atelier ist voll mit Stiften aus Japan und Farben aus Australien. Am Ende war es die Covid-19-Pandemie im Jahr 2020, die mich dazu inspirierte, Design an einer Universität zu studieren. Es fühlte sich wie eine wirklich wunderbare Gelegenheit an, einer Leidenschaft nachzugehen, während meine Karriere pausierte. Letztendlich hat mich die Aufgabe, Geschichten zu ästhetisieren, kreativ so sehr erfüllt, dass ich nie mehr zurück in die Welt der Flieger gegangen bin. Ich fühle mich beim Entwerfen wirklich zu Hause. Es fühlt sich an, als ob alle Teile meiner kreativen Persönlichkeit zusammenkommen und mir helfen, ein großes, schönes Puzzle zu lösen. Und es wird nie langweilig.
Du kanntest die Künstler*innen von People Watching bereits vor Eurer Zusammenarbeit. Wie habt ihr Euch kennengelernt? Und wie können wir uns die Zusammenarbeit mit einem Kollektiv vorstellen?
Bevor ich begann als Set-Designerin zu arbeiten, war ich selbst Trapezkünstlerin, also traf ich sie alle einzeln zu verschiedenen Zeiten über unser Netzwerk in Montréal. Ich glaube, die früheste Verbindung liegt 12 Jahre zurück. Aber ich wurde 2020 in ihre Arbeit als Kollektiv eingeführt, als die ersten vier Mitglieder begannen, neue Choreographien zu präsentieren. Ich erinnere mich an eine Aufführung in einem Park, als die Sonne unterging. Ich war sofort verliebt.
Die Arbeit mit einem Kollektiv ist wunderbar! Für mich ist es ein völlig anderer Prozess. Als Designerin bei People Watching ist es meine Aufgabe, die künstlerische Vision von sechs wirklich unglaublichen und kreativen Köpfen auf einen Nenner zu bringen. Natürlich nimmt das viel Zeit in Anspruch und kann Herausforderungen mit sich bringen. Aber der Vorteil dieser Verlangsamung ist ein Ergebnis, das gründlich durchdacht ist und echte Zusammenarbeit widerspiegelt. Es ist ein Ergebnis, von dem alle gleichermaßen überzeugt sind und für das alle gemeinsam verantwortlich sind. Es lohnt sich und ist sehr selten, Teil von etwas zu sein, das ohne Hierarchie funktioniert.
Foto: Cecilia Martin
Erzähl uns etwas über das Bühnenbild von Play Dead. Hast du eine bestimmte Herangehensweise an ein Projekt oder ist das mehr ein kreativer Prozess?
Die Entwicklung des Set Designs war deckungsgleich mit der Herangehensweise der Kompanie bei der Kreation ihres Stücks. Sie erstreckte sich über viele Residenzen und Research-Phasen. Wir begannen zunächst über Häuslichkeit und Übergangsorte zu sprechen. Und wir wussten, dass es uns ein großes Anliegen war, dass alles auf der Bühne einem dramatischen Zweck dient und genutzt wird. Daher musste ich viele Recherchen durchführen, Prototypen erstellen und einzelne szenische Elemente entwerfen, um die kreativen Ideen der Kompanie zu testen und zu unterstützen und dabei stets die Gesamtvision im Auge behalten. Meine Aufgabe war es, einen Spielplatz für Ideen zu schaffen. Es hat sehr viel Spaß gemacht!
Ehrlich gesagt fühlte es sich anfangs auch einschüchternd an, auf diese Weise zu arbeiten. Ich musste den Wunsch loslassen, den kompletten Entwurf vorab zu visualisieren und darauf vertrauen, dass wir den Entwurf gemeinsam erarbeiten würden und nicht ich alleine. Es war sehr experimentell, sehr befreiend.
Foto: Alastair Davies
Was war Deine Inspiration für das Bühnenbild von Play Dead?
Es klingt ein bisschen klischeehaft, aber ich wurde hauptsächlich von den Charakteren inspiriert, die die Akrobat*innen erforschen wollten. Sie hatten wunderbare Referenzen aus Kunst und Film, die mir einen Eindruck vom Stück vermittelten. Ich hatte das Gefühl, dass diese Bühnenwelt Momente beherbergen muss, in denen das Alltägliche und das Fremde aufeinander treffen können. Im Designprozess habe ich versucht dieses Gefühl herzustellen, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist.
Was gefällt Dir am Bühnenbild von Play Dead am besten?
Ich mag am liebsten die Geheimnisse, die es enthält. Keine Spoiler! Aber es fühlt sich oft wie eine weitere Figur in der Show an. Das zu erschaffen ist wirklich etwas Besonderes und für mich ein sehr spielerischer Prozess.
Foto: Emily Tucker
Dieser Stuhl ging während des Entstehungsprozesses von Play Dead kaputt. Sein Charakter verkörperte schließlich die Art von Welt, die wir aufbauen wollten. Ich betrachte ihn gerne als Maskottchen für die Entwicklung der Show.