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Interview

Meet The Artist: Jon Bonaventura von Circa

Jon Bonaventura ist Mitglied der australischen Kompanie Circa. Ab August wird er für die neue Produktion Wolf zum ersten Mal auf unserer Bühne stehen.

Ein guter Grund, ihn besser kennenzulernen! Daher haben wir ihm ein paar Fragen gestellt – let’s Meet The Artist!

Hallo Jon! Du bist noch nie im Chamäleon aufgetreten, aber du warst schon einmal hier zu Gast. Was hast du gesehen und wie war dein Eindruck?

Das erste Stück, das ich im Chamäleon gesehen habe, war Beyond von Circa im Jahr 2013, dort habe ich auch die Kompanie kennengelernt. Ich habe Circa als eine Gruppe von Leuten wahrgenommen, die sich wirklich mochten und Zirkus auf eine Art und Weise machen, die ich vorher noch nie gesehen hatte. Ich war mit einigen Mitgliedern der Kompanie bereits befreundet und es war schön, sie an diesem wirklich tollen Ort ihr Ding machen zu sehen.

So baute sich eine Beziehung zur Kompanie auf – und zwei Jahre später begann ich, für Circa in genau der gleichen Produktion aufzutreten.

Bitte erzähle uns doch ein wenig über deinen Weg in die Zirkuswelt.

Mein Weg war nicht wirklich linear, weil ich schon sehr jung als Stuntdouble und Schauspieler in Film und Fernsehen aufgetreten bin und mich anschließend sehr intensiv ins Leistungsturnen gestürzt habe. Am Ende meiner Gymnastikkarriere wurde mir bewusst, dass ich vermutlich nie zu den Olympischen Spielen fahren würde – und so wusste ich nicht, was ich mit meinen doch sehr spezifischen Fähigkeiten anfangen sollte. Aber dann fand ich die NICA, die Zirkusschule in Melbourne, für die ich mich bewarb und ein vierjähriges Studium absolvierte. Auf halbem Weg lernte ich Circa in Berlin kennen, diese nahmen mich dann nach meinem Abschluss sofort auf und so bin ich seit 2015 mit Unterbrechungen dabei.

Du bist also nun schon seit vielen Jahren Teil von Circa. Wie ist es, in einem Zirkusensemble zu arbeiten?

Was ich an der Arbeit in einem Zirkusensemble liebe, ist die lange Zeitspanne, die man mit denselben Leuten verbringt. Das führt zu einer tiefen Verbindung untereinander und dazu, dass man seine körperlichen Fähigkeiten stetig ausbauen und auch mal verschiedene Richtungen einschlagen kann. Man hat Zeit, mit vertrauten Leuten vieles auszuprobieren und so auch in einem sicheren Rahmen Fehler zu machen. Dadurch muss man nicht ständig wieder bei Null anfangen und alles neu lernen, stattdessen kann man sich weiterentwickeln.

Wer oder was beeinflusst dich kreativ besonders? Gibt es irgendwelche Vorbilder?

Ich bin ein großer Fan des zeitgenössischen Tanzes und des physischen Theaters, daher sind viele meiner Einflüsse Tanzarbeiten wie die von Dimitris Papaioannou, ein griechischer Choreograf, den ich sehr schätze. Viele der Arbeiten sind bildbasiert und sehr emotional, aber nicht erzählerisch, was sich sehr gut für den Zirkus eignet. Ich habe das Gefühl, dass wir mit Wolf in genau diese Richtung gehen – mehr als je zuvor.

Gibt es ein Highlight aus deiner Zeit als Zirkusartist, das du mit uns teilen möchtest?

Das ist schwer! Für mich ist es schön, immer wieder zu den gleichen Festivals zurückzukehren wegen der Gemeinschaft, die aufgebaut wird – Edinburgh Fringe z.B. ist da ein echtes Highlight. Man teilt sich mit anderen Kompanien einen Veranstaltungsort und baut so eine Beziehung auf, was wirklich cool ist! Wir zum Beispiel haben viel Zeit mit Cirque Alfonse verbracht und jedes Mal, wenn wir zum Festival zurückkehren und sie sehen, sind ihre Kinder wieder ein bisschen größer geworden, was toll ist! Ich denke, das ist es, was ich am meisten am Touren und am Auftreten mag: ein Netzwerk an Leuten aufzubauen, die wirklich cool sind.

Und zu guter Letzt: Du wirst bald für mehrere Monate in Berlin sein. Worauf freust du dich besonders?

Ich freue mich sehr darauf, in meiner eigenen Wohnung und an einem Ort zu sein! Und ich freue mich, zehn Jahre nach meinem Besuch als Zuschauer nun bald als Artist im Chamäleon zu sein, da schließt sich für mich ein Kreis. Ich liebe Berlin, es fühlt sich wie ein Zuhause an und es ist gut, an einen Ort zurückzukehren, den ich sehr gut kenne. Ich glaube, dass diese Zeit hier für mich mit Routine und langen Beziehungen verbunden sein wird – durch den Veranstaltungsort, die Stadt und die Menschen, alleine deshalb ist es toll, nach Berlin zu kommen.

(c) Fotos: David Kelly (1), Pia Johnson (2), Amos Adams (3), Pia Johnson (4)

 

 

Wolf by Circa im Chamäleon

Wolf ist das neueste Stück von Circa und eine besondere Kreation zu unserer 20-jährigen Jubiläumsspielzeit. Die Produktion wird im August im Chamäleon uraufgeführt.

Spielzeit: 20.08.24 – 05.01.25

Mehr Infos und Tickets gibt es hier