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Interview

Meet The Artist: Andy Phillipson

Menschen, die häufig im Chamäleon sind, sind seinen Fotografien mit Sicherheit schon begegnet: Seit vielen Jahren hält Andy Phillipson die besonderen Momente unserer Produktionen fotografisch fest. Meistens fotografiert er drei bis vier Aufführungen samt Proben während der Previewzeit, und wir freuen uns immer, ihn willkommen heißen zu dürfen.

Andy ist im Nordosten von England geboren, lebt aber seit 25 Jahren in Edinburgh und arbeitet als freiberuflicher Fotograf. Am liebsten fotografiert Andy den Zeitgenössischen Zirkus.

In unserem Meet The Artist möchten wir mehr über ihn und seine Arbeit als Fotografen erfahren – also let’s meet Andy!

Vor einem beigen Hintergrund macht eine Künstlerin eine Pose in der Luft. Ihre Arme sind nach oben ausgestreckt und ihre Beine angewinkelt.Foto: Andy Phillipson

Hey Andy, wann warst du das erste Mal im Chamäleon und wie hat es sich für dich angefühlt?

Das erste Mal, dass ich mit dem Chamäleon zusammengearbeitet habe, müsste ungefähr 15 Jahre her sein – es fühlte sich neu und aufregend an, aber auch ein wenig einschüchternd. Dazu kam, dass es sehr heiß war – wie ich inzwischen weiß, typisch für den Berliner Sommer. Ich fühlte mich sehr schnell wie zu Hause und das Abenteuer begann. Die erste Show, die ich fotografiert habe, war Soap.

Eine Badewanne vor schwarzem Hintergrund. Ein männlich gelesener Mensch sitzt in der Badewanne, die Arme sind mittig verschränkt auf dem Rand und er legt den Kopf auf den Händen ab. Über ihm steht ein weiblich gelesener Mensch mit gespreizten Beinen, die auf beide äußeren Enden der Wanne gestützt sind. Die Frau hat ihren Kopf auf ihre Hand gestützt und ihren Ellbogen auf den Kopf des Mannes unter ihr. Über beide Menschen spritzt ein Wasserstrahl. Foto: Andy Phillipson

Hat sich seither etwas verändert?

Nichts davon hat sich geändert, außer dass es jetzt noch heißer ist. Wenn überhaupt, steigt die Spannung mit jedem Besuch, den ich mache, während sich der Zeitgenössische Zirkus weiterentwickelt. Ebenfalls weiterentwickelt hat sich meine Beziehung zum Chamäleon und allen Menschen, die dort arbeiten. Es ist ein wunderbares Gefühl, jedes Mal „nach Hause“ zu kommen.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Ich denke, mein Stil ist sehr naturalistisch und strahlt eine gewisse Ruhe aus. Er kann ziemlich abstrakt sein und auch durch Bewegung gekennzeichnet sein – ich liebe ein unscharfes Bild. Wenn es um Zeitgenössischen Zirkus geht, dann möchte ich, dass meine Bilder klar und ohne Ablenkungen sind. Was den Ton angeht, variiere ich zwischen sehr direkt und sehr schwer greifbar, ohne viel dazwischen.

Viele dicht bei einander stehende Hochhäuser einer Stadt. Das Bild ist verschwommen. Unten rechts steht in rot New Yorker auf der Hauswand. Foto: Andy Phillipson

Wie ist es, Zeitgenössischen Zirkus zu fotografieren? Gerade in technischer Hinsicht, was muss man besonders beachten?

Mit einem Wort: fantastisch. Mit dem Zirkus davonzulaufen ist schon ein Nervenkitzel für sich, aber die kleinen magischen Momente mit meiner Kamera zu finden und einzufangen, lassen mein Herz buchstäblich höher schlagen. Technisch kann es eine echte Herausforderung sein. Bei teilweise schlechten oder sich ständig wechselnden Lichtverhältnissen in Verbindung mit sich schnell bewegenden Motiven muss ich unglaublich schnell denken – fast instinktiv. Nach einer Show bin ich oft mental außer Atem.

Vor einem schwarzen Hintergrund machen Künstler*innen Hand auf Hand Akrobatik. In der Mitte ist eine weiblich gelesene Frau im Spagat-Handstand auf den Händen von einer anderen weiblich gelesenen Künstlerin. Das Bild dieser zwei Frauen ist in der rechten Bildseite dupliziert. In der linken Bildhälfte ist eine weitere weiblich gelesene Künstler*in im Spagat-Handstand auf den Händen einer weiteren Person.Foto: Andy Phillipson

Kannst du beschreiben, wie es ist, mit so vielen Künstler*innen zusammenzuarbeiten?

Es ist ein Privileg, seit Jahren mit einigen der talentiertesten Künstler*innen der Welt zusammenzuarbeiten. Ich bin immer wieder beeindruckt von ihrer Hingabe, ihrem Talent und dem guten Humor, den sie alle haben – das ist, was meine Arbeit zu so einer großen Freude für mich macht. Es macht großen Spaß, mit Künstler*innen zu arbeiten, mit denen ich bereits früher zusammengearbeitet habe und es ist faszinierend, ihre aufblühenden Karrieren über die Jahre hinweg zu verfolgen. Es ist auch toll, neue Künstler*innen und Kompanien kennenzulernen und mit ihnen zusammenzuarbeiten, sobald sie Teil der Gemeinschaft werden.

Showfotgrafie von A Simple Space. Die Künstler*innen stehen im Handstand im Kreis vor einem schwarzen Hintergrund. Viele bunte Bälle fliegen ums sie herum.Foto: Andy Phillipson

Was beinhaltet deine künstlerische Arbeit neben der Bühnen-Fotografie?

Ich arbeite mit vielen Künstler*innen und Galerien in Edinburgh zusammen und habe schon Tausende von Kunstwerken fotografiert. Ich habe das Glück, dass ich mit den meisten der bekanntesten Maler*- und Bildhauer*innen Schottlands zusammengearbeitet habe und schon wirklich tolle Sachen sehen durfte. Es ist ein Privileg, Ateliers und Lagerräume besuchen zu dürfen, die die meisten Menschen nie zu sehen bekommen. Ich arbeite aber auch an ein paar persönlichen Projekten, schau mal hier:

Der Hintergrund ist oben weiß und verläuft nach unten hin ins Schwarze. In der Mitte der Fotografie sind die Silhouetten von zwei Menschen, die einander zugewandt sind. Oben links sind die Silhouetten von zwei fliegenden Vögeln.Foto: Andy Phillipson

Kannst du uns erzählen, was du sonst noch gerne fotografierst?

Ich liebe es, Menschen zu treffen und mit ihnen eine Verbindung aufzubauen und eine Kamera bietet sich dafür besonders gut an. Aus diesem Grund fahre ich gerne an Orte wie beispielsweise Neapel, um genau dies dort zu tun. Ich finde eine Menge Wahrheit beim Fotografieren von Menschen in ganz normalen Alltagssituationen – für mich liegt darin das Wesen der Menschheit.

Ein Schwarz-Weiß-Foto. In einem Auto sitzt eine ältere männlich gelesene Person am Steuer und schaut nach links frontal in die Kamera.Foto: Andy Phillipson

Was inspiriert dich?

Nicht zu wissen, was dich hinter der nächsten Ecke erwartet oder wen du morgen möglicherweise treffen wirst – die Vorfreude darauf, dass es „neue“ Dinge zu sehen gibt. Das Verlangen bessere Fotos zu machen und neue Sichtweisen zu entdecken, ist ebenfalls immer eine Inspiration.

Foto: Andy Phillipson

Was machst du neben der Fotografie gern?

Ich besuche sehr gerne Kunstgalerien – Berlin hat einige fantastische zu bieten, man findet mich oft mit großen Augen in der Gemäldegalerie oder der Alten Nationalgalerie. Frisbee spielen ist wahrscheinlich meine andere Lieblingsbeschäftigung, zusammen mit dem Fahren von meinem MX5 Oldtimer mit offenem Verdeck. Außerdem liebe ich es, mit Hunden zu sprechen und Sonnenbrillen zu tragen.

In der Mitte steht ein männlich gelesener Mensch. Er steht mit dem Rücken zum Fotografen. Er befindet sich in einem Marktstand.Foto: Andy Phillipson

Gibt es Momente im Chamäleon, an die du dich besonders gerne zurückerinnerst?

Ich habe so viele schöne Erinnerungen an das Chamäleon, aber eine ganz besondere ist, wie mir Billie Wilson-Coffey von Circa nach einer Show beigebracht hat, wie man einen kleinen Papier-Propeller auf der Fingerspitze nur durch das Laufen durchs Theater zum Drehen bekommen hat. Unbezahlbar!

Jedes Mal nehme ich aber die Erinnerung mit nach Hause, wie viele tolle Menschen im Chamäleon arbeiten und so eine Wärme zwischen den Wänden erzeugen.

Foto: Andy Phillipson

Weitere Arbeiten von Andy finden Sie hier – www.livewireimage.com

Auf Instagram und Facebook finden Sie Andy unter @andyphillipsonphotography.