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Interview

Meet Dorothée Royez

Es war uns eine besondere Freude, für die Spielzeit von What Will Have Been die klassische Violinistin Dorothée Royez bei uns zu begrüßen. What Will Have Been ist ein sehr intimes Stück, voller Bilder und Emotionen, untermalt von einem mitreißenden Soundtrack, der Barockmusik mit zeitgenössischer Elektromusik kombiniert. Im Chamäleon steht Dorothée Royez gemeinsam mit den Circa-Artist:innen Kimberley O’Brien, Hamish McCourty und Daniel O’Brien auf der Bühne und spielt H.I.F. Bibers unbegleitete Passacaglia für Solovioline sowie Bachs meisterhafte Chaconne und Allemande.

Dorothée Royez steht mit einem Geigenkoffer über der Schulter in den Hackeschen Höfen unter Girlanden.

Normalerweise gehören eher Orchesterspiel und Kammermusik zu ihrem Alltag, aber ihre Spielzeit im Chamäleon ist nicht das erste Mal, dass Dorothée Royez mit dem Zirkus in Berührung kommt: „Ich bin in der Stadt Amiens in Frankreich aufgewachsen, dort gibt es den Cirque Jules Verne – ein imposantes Gebäude, das von Jules Verne selbst entworfen wurde und noch heute Zirkusveranstaltungen zeigt. Als Teenagerin bin ich dort einmal selbst aufgetreten. Junge Artist:innen waren am Trapez und ich habe Geige gespielt.“

In Amiens besuchte Dorothée Royez das Konservatorium und entdeckte dort ihre Liebe zum Orchester- und Kammermusik-Repertoire. Ihr Studium absolvierte sie an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart und setzte ihr Masterstudium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt fort. Professionelle Orchestererfahrungen sammelte sie im Nationalorchester Mannheim, in der Staatskapelle Wiesbaden, bei den Stuttgarter Philharmonikern, im Württembergischen Kammerorchester sowie dem Staatstheater Braunschweig.

Dorothée Royez sitzt an einem Tisch im Theatersaal des Chamäleon Theaters, die Theaterbar ist im Hintergrund.

Die Zusammenarbeit mit Circa für What Will Have Been war eine besondere Herausforderung. Der Austausch zwischen Musik und Zirkuselementen ist fließend, Royez spielt ihre Violine mitten im Geschehen und nicht etwa von den Performer:innen getrennt am Rand der Bühne. „Die Stücke der Aufführung sind sehr anspruchsvoll und ich musste mich erst daran gewöhnen, mich zwischen den Künstler*innen zu bewegen und ohne Noten zu spielen“, erzählt sie.

Die Stücke von Bach hatte sie früher schon gespielt: „Ich liebe Bach. Wenn ich zum Beispiel die ‚Chaconne‘ spiele, besonders mit Publikum aber manchmal auch allein, dann fühlt es sich fast so an, als ob man in eine Trance fällt. Es gibt so viele Variationen, so viele verschiedene Harmonien und Töne gleichzeitig… Als Geiger kommt man fast in einen Flow, man reist ein bisschen, die Welt ist nicht mehr ganz real.“  Die Passacaglia von Biber lernte Royez für die Aufführung von What Will Have Been neu. Es war ein Stück, dass sie schon immer sehr gereizt hat und nun hatte sie die passende Gelegenheit. Alle Stücke haben eine besondere Magie, vor allem wenn sie sich mit den virtuosen Choreografien der Circa-Artist:innen verbinden: „Alle drei Stücke, v.a. die ‚Passacaglia‘ und die ‚Chaconne‘ sind Stücke, mit denen sehr viele Emotionen verbunden sind, tiefe Emotionen. Das ist kein oberflächliches Spiel. Für mich hat es viel mit Erde zu tun und mit Menschlichkeit.“

Dorothée Royez steht auf der dunklen Bühne im Scheinwerferlicht und spielt Geige.

Für Dorothée Royez ist diese intensive Zusammenarbeit mit den Circa-Artist:innen eine neue, aber bereichernde Erfahrung: „Ich freue mich, mit so klasse Artist:innen auf der Bühne zu stehen. Was sie machen ist sehr stark, sehr poetisch, aber auch lustig. Ich bin sehr offen, was sich in dieser Zeit noch kreativ entwickeln kann.“

What Will Have Been ist im im Rahmen von Circa – A Company in Residence bis zum 5. Dezember im Chamäleon zu sehen.

Fotos: Gianluca Quaranta